Die Erfahrungen von Ilias Oster

Portrait Ilias Oster ist zum Zeitpunkt des Interviews 16 Jahre alt und geht in die 9. Klasse. Bei ihm wurde ADHS diagnostiziert. Er nimmt keine Medikamente mehr, da er sie wegen Nebenwirkungen absetzen musste. Ilias Oster hat einer Veröffentlichung seines Interviews in der Audioversion zugestimmt.

An die Diagnosestellung kann Ilias sich nicht mehr erinnern. ADHS – das ist für ihn: „immer aufgeregt“ sein, der Drang, „sich zu bewegen oder irgendwie aktiv zu sein“, „viel Energie“ zu haben und selten „ruhig da zu sitzen und einfach nichts zu machen“. Im Alltag falle es ihm schwer, an „Sachen zu denken“ und „Termine einzuhalten“.

Als er noch Medikamente einnahm, hatte er „keinen Hunger mehr“ und habe daher „halt gar nichts mehr gegessen“, sodass er zu der Zeit „extrem dünn“ war. Zudem konnte er durch die Medikamente „schlecht schlafen“. So entschloss er sich, die Medikamente selbstständig abzusetzen.

Ilias hat vor zwei Jahren die Schule gewechselt und geht nun auf eine Schule, die Kinder mit ADS bzw. ADHS unterstützt. Er erzählt, dass es auf seiner alten Schule „nicht mehr so gut lief“ und er sich „auch nicht mehr so wohl gefühlt“ hat. In seiner neuen Schule gefällt ihm besonders, dass in einer Klasse höchstens 15 Schüler und Schülerinnen sind, sodass „man im Unterricht viel mehr dran kommt“ und man nicht „untergeht“. Zudem gibt es ein psychologisch-pädagogisches Team, dass sich um einzelne Personen kümmert. Wenn die Konzentration mal nachlässt oder man sich im Unterricht auffällig verhält, kann man jederzeit rausgehen, um eine kleine Pause zu haben. Auf seiner Schule werden diese kleinen Auszeiten als „Gehirn lüften“ bezeichnet.

Die Hausaufgaben erledigt Ilias direkt nach dem Unterricht in der Schule. Dafür ist bereits in der Planung der Schule ein Extrazeitfenster vorgesehen. Dieses Konzept gefällt Ilias, da „man dann andere fragen kann, wenn man mal ein Problem hat oder nicht weiterkommt“, statt zuhause zu sitzen und keine Lust auf Hausaufgaben hat. Inzwischen gelinge es ihm viel besser, sich zu konzentrieren und die Aufgaben selbstständig zu meistern. Er ist insgesamt auf seiner neuen Schule sehr zufrieden und hat dort auch schon Freunde gefunden.

In seiner Freizeit treibt Ilias viel Sport – vorwiegend Radsport. Er fährt auch gern Motorrad und spielt viel am Computer. Für ihn ist ADHS zwar keine Erkrankung, doch schränkt sie ihn im Alltag teilweise ein. In der Öffentlichkeit erzählt er nicht, dass er ADHS hat. Das sei ihm „unangenehm“, weil Menschen das häufig mit einer Behinderung oder schlechten Benehmen in Verbindung bringen. ADHS habe aber nichts mit schlechter Erziehung oder so zu tun, sondern führe nur dazu, dass man sich „nicht so gut konzentrieren“ könne.

Ilias stellt auch Positives an der Störung fest. So nimmt er sich als „viel kreativer“ als andere Personen wahr. Besonders gut sei er darin, sich etwas vorzustellen oder lebhaft auszumalen, „egal wie verrückt oder komisch das klingt“. Obwohl er feststellt, dass er insgesamt „ruhiger geworden“ ist, geht er davon aus, dass „es nie weggehen wird“.

Das Interview wurde 19.05.2016 geführt.

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