Die Erfahrungen von Baerbel Grafenbach

Portrait Baerbel Grafenbach ist 60 Jahre alt, verheiratet und war noch in ihrem Beruf tätig, als sie Ende 2011 die Brustkrebsdiagnose erhielt. Zum Zeitpunkt des Interviews ist sie krankgeschrieben und plant derzeit ihre Frühpension. Mit ihrem damals 16-jährigen Sohn und ihrem Mann sprach sie von Anfang an offen über die Erkrankung, was ihr das gute Gefühl gibt, aufgefangen zu sein.

Schon vor ihrer eigenen Erkrankung habe sie Erfahrung mit Krebs gemacht, berichtet Baerbel Grafenbach zu Beginn des Interviews: Ihre Großmutter und ihre Mutter verstarben beide an Krebs. Als bei Baerbel Grafenbach durch eine Mammographie und eine Biopsie ein nicht aggressiver Brustkrebs im Anfangsstadium festgestellt wurde, sprach ihr Arzt von einer „guten Diagnose.“ Daher ließ sie sich erst am Anfang des darauffolgenden Jahres brusterhaltend operieren und konnte noch bis Weihnachten in Ruhe Dinge regeln und auch ihre KollegInnen auf ihr Fehlen vorbereiten.

Aufgrund der Histologie der ersten Operation riet ihr Arzt dann allerdings zur Abnahme der Brust und zum Wiederaufbau mit einem Implantat. Der Skiurlaub zwischen den beiden Operationen habe ihr sehr gut getan, berichtet Baerbel Grafenbach. Sie konnte sich ablenken und sich gleichzeitig auf andere Art mit dem Krebs auseinandersetzen. In dieser Zeit stellte sich auch eine starke Erleichterung darüber ein, nicht mehr in ihren alten, sehr stressigen Beruf zurückkehren zu müssen. Deshalb sei sie trotz der an sich schlimmen Krebsdiagnose sehr positiv geblieben.

Bis heute ist Baerbel Grafenbach mit der Entscheidung für ein Implantat zufrieden. Auch wenn die operierte Brust anfangs taub gewesen sei und sich noch heute anders als vorher anfühle, sei dies nicht unangenehm. Insbesondere die systemische Narbentherapie während des Reha-Aufenthaltes habe geholfen, das Ziehen in der Brust zu kompensieren. Dass Baerbel Grafenbach weiterhin problemlos Sport ausüben kann, empfindet sie als überaus wichtig für die Krankheitsbewältigung: Die Brustmuskulatur passte sich gut an das Implantat an und sie lernte über den Sport andere brustkrebskranke Frauen kennen, von deren Erfahrungen sie sehr profitiere.

Den Krebs als Fakt anzunehmen, ihn nicht wegzudiskutieren und die hoffnungsvolle Diagnose durch ihren Arzt seien ihr Lebenselixier, so Baerbel Grafenbach. Sie versuche, sich nicht allzu stark mit dem Krebs zu beschäftigen und auftretende Probleme in einen neuen Rahmen zu setzen, denn dies beeinflusse auch die Lebenseinstellung. Ihre anstehende Pensionierung sieht Baerbel Grafenbach als Lebensphase, die sie neu ausfüllen kann.

Das Interview wurde Anfang 2013 geführt.

 

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