Die Erfahrungen von Miriam Sulz-Brecht

Portrait Miriam Sulz-Brecht ist 34 Jahre alt und verheiratet. Als 2010 Brustkrebs diagnostiziert wurde, befand sie sich in der 34. Schwangerschaftswoche. Den Kinderwunsch und den Berufswiedereinstieg formuliert sie als wichtigste Themen für junge Krebspatientinnen und wünscht sich mehr Informationen durch ÄrztInnen.

Die Brustkrebsdiagnose infolge einer Biopsie habe für Miriam Sulz-Brecht alles „zusammenkrachen“ lassen. „Wie viel Zeit habe ich mit meinem Kind?“, sei der erste Gedanke gewesen und sie habe viel zusammen mit ihrem Mann geweint.

Mit ihren ÄrztInnen und ihrer Hebamme, die ihr eine sehr wichtige Begleiterin war, erstellte sie einen Behandlungsplan. Vorher sei allerdings noch die Geburt „auf dem Programm gestanden“, erzählt sie mit einem Lachen. Diese wurde eineinhalb Wochen nach der brusterhaltenden Operation medikamentös eingeleitet und ließ sie für kurze Zeit ihren Krebs vergessen. Dass sie ihr Kind aufgrund der Hormonabhängigkeit des Tumors nicht stillen konnte, machte sie allerdings sehr traurig.

Vier Wochen später begann die Chemotherapie, durch die sie zeitweise körperlich „ganz unten“ gewesen sei. Indem ihre Mutter sie umsorgte und bekochte, wurde sie langsam wieder aufgepäppelt. Die anschließende Bestrahlung empfand Miriam Sulz-Brecht im Gegensatz dazu als „Spaziergang“.

Den Zeitpunkt der Geburt schätzt sie heute als „gar nicht so verkehrt“ ein, da sie ihre Tochter zu vielen Untersuchungs- und Therapieterminen mitnehmen konnte. Außerdem denkt Miriam Sulz-Brecht, dass ihr Kind zu klein war, um ihre eigenen Ängste wahrzunehmen. Sie ist der Meinung, dass ihre Tochter einen positiven Einfluss auf die Therapien hatte: Das Versorgen gab ihr Kraft. Die gemeinsame Mutter-Kind-Kur habe ihr ebenfalls sehr gut getan.

Da ihr der weitere Kinderwunsch von Anfang an wichtig war, informierte sie sich früh bei ÄrztInnen und im Internet über das Risiko einer Schwangerschaft nach Krebs und stieß dabei auf verschiedene Meinungen. Es stehe allerdings fest, dass sie vorher das Tamoxifen, das sie gegenwärtig noch einnimmt, absetzen muss. Zur Erhaltung der Fruchtbarkeit ließ sie kurz nach der Diagnose Eierstockgewebe entnehmen.

Als immer seltener Arztrechnungen ins Haus „flatterten“, merkte Miriam Sulz-Brecht: Das Leben geht weiter. Heute freut sie sich, dass alles wieder „schön normal“ geworden ist. Da Reden für sie das Loswerden der Last bedeute, sehe sie im Interview eine „Psychohygiene“ – nun komme ein neuer Abschnitt: Das Absetzen des Tamoxifens im kommenden Monat schenkt sie sich selbst zum Geburtstag. Danach möchte sie sich erneut auf das „Projekt Schwangerschaft“ einlassen.

Das Interview wurde Mitte 2013 geführt.

 

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