Die Erfahrungen von Petra Schuler

Portrait Petra Schuler ist 58 Jahre alt, getrennt lebend, hat zwei Kinder und einen Enkel. 1996 wurde bei ihr Brustkrebs festgestellt. Sie ist BRCA1-Genträgerin und ließ sich die Eierstöcke vorsorglich entfernen. Auch die gesunde Brust wurde inzwischen ausgeräumt und mit Eigenfettgewebe aufgebaut.

Da die Großmutter und Mutter von Petra Schuler an Krebs verstorben sind und auch ihre Schwester erkrankt ist, entschloss sie sich, ab ihrem 40. Lebensjahr zur Früherkennung zu gehen. Ihre erste Mammographie war ohne Befund. Einige Monate später entdeckte sie einen Knoten und suchte erneut ihre Gynäkologin auf –ohne Befund. Petra Schuler insistierte so lange auf weitere Untersuchungen, bis der Arzt aufgrund des familiären Risikos einen Probeschnitt vorschlug. Dabei wurde Brustkrebs festgestellt und die Brust musste abgenommen werden. Zu dem Zeitpunkt war ihre größte Sorge, dass sie auch noch Metastasen haben könnte, was sich nicht bestätigte.

Sie erzählt, dass sie seit der Diagnosestellung Angst habe, sterben zu müssen. Pessimistische Äußerungen aus ihrem Umfeld bezüglich ihrer Gesundung hätten sie zusätzlich entmutigt. Ihr Arzt empfahl ihr eine stationäre psychotherapeutische Behandlung, bei der sie viel für den Umgang mit sich selbst lernte. Gut getan haben Petra Schuler auch die Frauen aus der Selbsthilfegruppe, die ihr Weinen und ihre Angstzustände aushielten, wie sie sagt, weil sie das alles selbst erleben. Die Angst sieht sie heute als Triebfeder, ihr Verhalten zu reflektieren und mehr auf sich zu achten. Dadurch veränderten sich ihre beruflichen und privaten Beziehungen und sie hat sich von ihrem Mann getrennt.

Nachdem sie erfuhr, dass sie BRCA1-Genträgerin ist, ließ sie sich die Eierstöcke entfernen. Vor einem Jahr entschied sie sich für einen Brustaufbau, bei dem auch die gesunde Brust ausgeräumt wurde, um das Risiko für eine erneute Erkrankung zu verringern. Mit dem Ergebnis sei sie überglücklich. Um noch weiter etwas gegen den Krebs zu tun, habe sie eine Hyperthermie-Behandlung durchgeführt, berichtet Petra Schuler. Ihr Körper wurde dabei in ein künstliches Fieber versetzt. Die Hyperthermie sei eine anstrengende Prozedur für den Kreislauf und sie sei jedes Mal froh gewesen, dass sie das durchgehalten habe.

Bis heute ruft sich Petra Schuler immer mal wieder einen Satz ins Gedächtnis, der ihr in der Zeit der Behandlung Kraft gegeben hat: „Jetzt kümmere Dich um Dich, jetzt mach etwas, jetzt ändere etwas.“ Und sie ist dankbar für jedes neue Jahr, das beginnt.

Das Interview wurde Mitte 2013 geführt.

 

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