Erfahrungen mit Ärzt*innen

Menschen mit chronischen Schmerzen haben bei der Suche nach der richtigen Diagnose oder im Rahmen der Behandlung mit vielen Ärzt*innen und Therapeut*innen zu tun. Unsere Erzählenden berichten von sehr unterschiedlichen Erfahrungen mit Fachleuten. Viele beschreiben eine Odyssee von einer*m Ärzt*in zum nächsten, bis sie eine*n Ärzt*in fanden, der ihnen weiterhelfen konnte (siehe auch „Möglichkeiten und Grenzen der Medizin“).

Als sehr positiv schildern die Erzähler*innen die Erfahrungen mit Ärzt*innen, die sich für sie engagieren, denen sie vertrauen und bei denen sie das Gefühl haben, sie sehen nicht nur die Krankheit vor sich, sondern den ganzen Menschen. Nadine Thiel fühlt sich von ihrem behandelnden Schmerztherapeuten sehr gut betreut und kann mit ihm über alles reden. Eine vertrauensvolle Beziehung zum*zur behandelnden Ärzt*in, in der es auch erlaubt ist, Gefühle zu zeigen, beschreiben einige Erzählende als sehr hilfreich besonders in Krisenzeiten.

Julia Bode ist sehr froh über die Zusammenarbeit mit ihrem Gynäkologen.

Anna Wagner schätzte sehr, dass der Arzt bei der Mitteilung der Diagnose mit ihr zusammen schweigen und das Leid aushalten konnte.

Ursula Bach ist begeistert von ihrem Arzt, der sich sehr für sie engagierte.

Als besonders wichtig beschreiben viele Erzähler*innen, dass sich der*die behandelnde Ärzt*in Zeit nimmt und zuhört. Vielen Erzähler*innen ist bewusst, dass es in der heutigen Zeit mit knappen Ressourcen und Budgetierung der Leistungen für die Ärzt*innen nicht einfach ist. Umso positiver erleben sie es, wenn sich ein*e Ärzt*in dennoch Zeit nimmt.

Inge Lux schildert, dass sie lange auf einen Termin bei einem Spezialisten wartete und dieser dann nur wenige Minuten Zeit für sie hatte.

Christiane Wiedemann hat das Gefühl aufgrund mehrerer Diagnosen in der Luft zu hängen, weil sich niemand zuständig fühlt.

Clemens Hofmann erzählt, wie es trotz Budgetierung möglich ist, Ausnahmen zu machen, wenn es dringend benötigt wird.

Eines der wichtigsten Themen bei den Erfahrungen mit Ärzt*innen ist für unsere Erzähler*innen die Frage, ob sie mit ihren Schmerzen von den behandelnden Ärzt*innen ernst genommen werden. Hier sind die Erfahrungen sehr unterschiedlich: viele erlebten, dass Ärzt*innen ihre Beschwerden herunterspielten oder ihnen sogar unterstellten, dass sie die Schmerzen simulieren. Teilweise berichten die Erzähler*innen, dass es für sie schwierig ist, die Schmerzen, die nicht sichtbar oder messbar sind, glaubhaft zu vermitteln (siehe auch "Über Schmerzen reden"). 

Einige Erzähler*innen erlebten, dass ihre Schmerzen als rein psychisch bedingt eingestuft wurden und ihre eigene Wahrnehmung, dass auch körperliche Faktoren beteiligt seien, ignoriert wurde (siehe auch "Ursachensuche und Diagnose").

Weitere Erzählende berichten jedoch, dass sie inzwischen einen Arzt gefunden haben, der sie ernst nimmt.

Jennifer Pohl spürt einen deutlichen Unterschied zwischen ihrem damaligen Arzt und ihrer neuen Ärztin.

Kerstin Meck kam sich vor wie eine Simulantin, bis sie auf einen Arzt traf der ihre Situation ernst nahm.

Fast alle Endometriose Patientinnen berichten, dass ihnen von ärztlicher Seite geraten wurde schwanger zu werden, dann würden die Schmerzen weggehen.

Susanne Maurer wurde gesagt, auf den Bildern sei nichts zu sehen, ein anderer Arzt bestärkte sie jedoch darin, sich nichts einreden zu lassen.

Ursula Bach hörte von ihrem Arzt den Satz "damit müssen Sie halt leben", was ihr nicht half, mit den Auswirkungen der Schmerzen zurecht zu kommen.

Martin Sander freut sich über die Kommunikation „auf Augenhöhe“ mit seinem Hausarzt. 

Einige Erzähler*innen schildern verletzende oder demütigende Erfahrungen mit Ärzt*innen. Andrea Müller wurde von einem Arzt aufgefordert, mehr Sport zu machen, als sie sich in einer Phase ihres Rheumas kaum bewegen konnte. Sie empfand es als sehr verletzend, dass ihr vermittelt wurde, sie sei selber schuld an ihrer Situation und müsse halt mehr tun.

Frank Weber wartete lange auf den Termin bei einem Spezialisten, der ihn dann jedoch mit dem Hinweis, er solle an seine Familie denken, allein ließ. 

Marion Zimmermann wurde von einem Klinikteam aufgefordert, trotz akuter Migräneattacke an allen Angeboten teilzunehmen

Alexander Schwarz hatte das Gefühl, von einem Arzt als Versuchskaninchen benutzt zu werden, um ein Medikament zu testen.

Wie und welche Behandlung durchgeführt wird, ist oft das Ergebnis der gemeinsamen Aushandlung zwischen Ärzt*in und Patient*in. Unsere Erzähler*innen berichten, wie wichtig ihnen eine gleichberechtigte Zusammenarbeit ist. Auch die Anerkennung der eigenen Krankheitsbewältigung beschreiben einige Erzähler*innen als sehr wichtig.

Selbstkritisch bemerken einige Erzählende, dass sie erst lernen mussten, offen zu sein und zu formulieren, was ihnen wichtig ist, da der oder die Ärzt*in darauf angewiesen ist. Manche Erzählende schildern, wie sie sich selbst die Therapien zusammensuchten, da kein*e Ärzt*in ihnen erklären konnte, wie man die Erkrankung behandeln soll.

Kerstin Meck hat viele unterschiedliche Erfahrungen mit Ärzt*innen gemacht.

Christiane Wiedemann findet es sehr wichtig, dass man selber mitdenkt bei der Behandlung und mit dem Arzt zusammenarbeitet.

Anna Wagner erzählt, wie gut es ihr tut, wenn ein Arzt sie als ganzen Menschen betrachtet und ihre Art des Umgangs mit der Erkrankung respektiert.

Christel Schubert ist sehr skeptisch gegenüber Ärzten, lässt sich aber von guten Argumenten überzeugen

Als sehr positiv beschreiben einige Erzähler*innen, dass ihre Ärzt*innen offen seien, Neues von ihnen als Patienten zu lernen und auch bereit seien, Fehler einzugestehen oder sich hinterfragen zu lassen. (siehe auch „Botschaft an die Fachleute“