Austausch mit anderen und Selbsthilfegruppen

Für die meisten unserer Erzählenden spielte der Austausch mit Leidensgenossen eine wichtige Rolle im Umgang mit den Schmerzen, sei es, dass sie durch andere wertvolle Informationen erhielten und sich über Probleme austauschen konnten, sei es, dass sie sich im Kreis anderer Schmerzpatient*innen richtig verstanden fühlten. In der Klinik die Erfahrung zu machen, nicht allein zu sein mit den eigenen Nöten und Einschränkungen, bedeutete für viele eine Erlösung und gehörte zu den positiven Aspekten der Klinikaufenthalte.

Für Andrea Müller war der erste Klinikaufenthalt fast wie ein Paradies, weil sie sich zum ersten Mal verstanden fühlte.

Britta Kern beschreibt wie sie als Teilnehmerin zur Leiterin einer Selbsthilfegruppe wurde.

Für viele schuf der Austausch in der Schmerzgruppe Entlastung und Unterstützung. Es gab jedoch auch andere Erfahrungen. Karin Moll hatte sich eine Selbsthilfegruppe zunächst anders vorgestellt.

Peggy Reichel fand es schwierig sich ständig die Leiden der anderen anzuhören.

Auch von aktiver Unterstützung während des Klinikaufenthalts durch andere Patient*innen war die Rede. Einige Erzählende erwähnten, dass sie sich durch den Vergleich mit anderen, denen es noch schlechter ging, wieder aufrafften und dankbar waren.

Petra Andresen erzählt, wie sie sich durch eine Mitpatientin zu Aktivitäten mitziehen ließ.

Ursula Bach findet es wichtig, auch nach ihrer Genesung ein offenes Ohr für die Schmerzen anderer zu haben

Eine ähnlich positive Wirkung durch den Austausch mit Menschen gleicher Erfahrung ergab sich für einige durch die Nutzung von Internetforen, Social Media und Chatgruppen. Sie informierten sich hier über die Therapieerfahrungen anderer, knüpften freundschaftliche Beziehungen, tauschten sich aus und stellten auch ihre eigenen Geschichten und Erfahrungen ins Netz.

Peggy Reichel muss den Austausch mit anderen wohl dosieren.

Außerhalb der Klinik hatten lokale Selbsthilfegruppen für einige Erzähler eine besondere Bedeutung. 

Clemens Hofmann erzählt, wie es kam, dass er eine Selbsthilfegruppe gründete.

Nicht alle unserer Erzähler*innen hatten aufgrund ihres abgelegen Wohnorts oder mangelnder Informationen bislang die Chance, sich einer Schmerzselbsthilfegruppe anzuschließen. Informationen über solche Gruppen in Wohnortnähe bezogen unsere Erzähler*innen in den Kliniken oder auf den Internetseiten der großen Schmerz-Selbsthilfeverbände. Clemens Hofmann erzählt, wie seine Selbsthilfegruppe durch die Unterstützung eines Dachverbandes sehr rasch wachsen konnte. Er erwähnt, dass in der Arbeit mit den Mitgliedern immer wieder viele Helfer benötigt werden, die Arbeit jedoch auch sehr befriedigend ist, da so viele davon profitieren.

Karin Moll findet, dass in der Selbsthilfegruppe mehr über andere Dinge als über den Schmerz gesprochen werden sollte. Ihre Gruppe ist ein Raum wo man sich ausprobieren kann und einfach mal rauskommt.

Martin Sander schildert, was er an seiner Selbsthilfegruppe schätzt.

Clemens Hofmann rät allen, Mut zu fassen und sich Selbsthilfegruppen anzuschließen.