Die Erfahrungen von Renate Lang

Portrait Epilepsia Partialis Continua, Myoklonien im rechten Arm Renate Lang ist 61 Jahre alt. Vor sieben Jahren wurde die Epilepsie bei ihr diagnostiziert. Sie lebt allein, hat zwei Kinder und ein Enkelkind. Renate Lang arbeitete bei einer Bäckerei, bevor sie wegen der Erkrankung frühzeitig berentet wurde.

Renate Lang schildert, dass sie vor sieben Jahren plötzliche ihre rechte Hand nicht mehr gut kontrollieren konnte. Sie hatte keinen Einfluss mehr auf ihre Bewegungen, so dass sie bestimmte Handlungen nicht mehr ausführen konnte. Als sie sich infolgedessen untersuchen ließ, konnten die Ärzte zunächst keine Erklärung dafür finden. Bei einem Klinikaufenthalt erlebte sie schließlich einen großen Anfall und es wurde eine Epilepsie diagnostiziert. Seitdem leidet sie unter andauernden Muskelzuckungen im rechten Arm, die mal mehr oder weniger deutlich auftreten aber fast nie ganz zur Ruhe kommen.

Eine Ursache für die Anfälle und die inzwischen andauernde Verkrampfung ihrer Hand wurde bis heute nicht gefunden. Renate Lang berichtet, dass sie einige Zeit vor dem Beginn der Anfälle gestürzt ist und dabei Kopfverletzungen erlitten hatte. Es lässt sich jedoch nicht eindeutig feststellen, ob dies die Anfälle verursacht hat.

In den Jahren nach der Diagnose lernte sie Alltägliches, wie Kochen oder Brote schmieren, mit der linken Hand zu erledigen. Inzwischen benötigt sie kaum noch Hilfe und ist froh, dass sie selbstständig ihren Haushalt meistern kann.

Durch die Medikamente erlebte Renate Lang sehr einschränkende Nebenwirkungen. So konnte sie sich teilweise nur noch torkelnd voran bewegen, was ihr gerade in der Öffentlichkeit auch sehr unangenehm war.

Renate Lang schildert, dass sie ihre Arbeit als leitende Angestellte eines Bäckereibetriebs, die ihr immer sehr viel Freude bereitet hatte, von einem Tag auf den anderen aufgeben musste. Sie war noch keine 56 Jahre alt, als sie schließlich berentet wurde. Da ihre Freunde hauptsächlich aus dem Kollegenkreis stammten, verloren sich nach ihrem Weggang auch viele Kontakte.

Bei ihrem ersten Klinikaufenthalt erlebte Renate Lang es als sehr unbefriedigend, dass die Ärzte sich wenig Zeit für sie nahmen, um die Diagnose zu erklären. Sie schildert außerdem, dass sie keinerlei Einfluss auf Therapieentscheidungen hatte und sich oft unverstanden fühlte. Bei einem späteren Klinikaufenthalt in einer anderen Klinik wurde sie mit neuen Medikamenten gut eingestellt und sie schätzt die Ärzte dort, die mit ihr reden und geduldig alles erklären.

Renate Lang hat sich über lange Zeit gegen ihre Krankheit gewehrt und wollte sie verstecken. Heute kann sie besser damit umgehen und weiß, was ihr gut tut. Ihr Enkelkind gibt ihr sehr viel Lebensmut und baut sie an schlechten Tagen auf.

Das Interview wurde im August 2011 geführt.

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