Sarah Herzberg sieht das Partnerproblem gewissermaßen umgekehrt – mit der Brille ihres gesunden Mannes –, der durch die Beziehungsprobleme in der Familie nicht selten an seine Grenzen stößt.

Ich glaube, das war die Grundfrage erstmal, wie es uns belastet. Ja, es belastet uns und es belastet uns auch oft stärker logischerweise, aber natürlich durch die Kombination mit mir. Ich glaube, wenn die Eltern selber nicht belastet sind, ist es etwas einfacher zu handeln. Also mein Mann trägt da eine schwere Last, weil er selber nicht betroffen ist. Aber auch er gerät definitiv da natürlich gelegentlich an seine Grenzen auch bei seinem Sohn, weil es einen einfach irre macht, wenn ein Kind sich nicht mal die Zeit nimmt, sich in Ruhe hinzusetzen, zu essen oder lieber auf das Essen verzichtet, um dann eben I-Pad zu spielen oder Fernsehen zu gucken oder irgendwas anderes zu machen als eben sich auf das wirklich Wichtige im Leben zu konzentrieren. Und das ist also ein täglicher Kampf und eine tägliche Arbeit – immer wieder und immer wieder –, die einen gelegentlich wirklich schon an den Rand der Erschöpfung bringt. Ich denke, das ist so das Wesentliche.
Dass sie gerade was die Berufswahl angeht, genau hingucken müssen, weil es sonst darauf hinaus läuft, dass die Kinder permanentem Frust ausgesetzt sind, unglücklich sind. Sie müssen sich darüber im Klaren sein, dass sie eben in einigen Dingen vielleicht sprunghafter sind als andere – im Übrigen auch, was Bindungen angeht. Es ist also auch bekannt, dass ADHS-Menschen öfter dazu neigen, zum Beispiel den Partner zu wechseln. Dass sie nicht in der Lage sind längerfristige – also einen für immer –, sondern tatsächlich, warum auch immer das so ist. Es gibt Studien dazu, die das belegen. Punkt. Also insofern glaube ich schon, dass es eine gewisse Beeinflussung des späteren Lebens gibt. Ganz sicher.