Die Erfahrungen von Andreas Wolke

Portrait Der 61-jährige Andreas Wolke ist verheiratet und Vater einer erwachsenen Tochter. Die Prostatakrebsdiagnose erhielt er Anfang 2009. Aufgrund der damit einhergehenden 80-prozentigen Schwerbehinderung konnte er vorzeitig in Rente gehen.

Andreas Wolke war bei der jährlichen Früherkennungsuntersuchung, als sein Urologe einen erhöhten PSA-Wert feststellte. Eine Biopsie zeigte, dass sich Krebszellen in der Prostata befanden. Andreas Wolke entschloss sich für eine sich schnell anschließende Operation, die seiner Aussage nach „tadellos“ verlief. Allerdings wurde mit der Prostata auch ein Verbindungsstück zur Blase entfernt und durch ein Kunststoffröhrchen ersetzt. Bis dies nach circa drei Wochen mit dem umliegenden Gewebe verwachsen war, musste Andreas Wolke einen Katheter tragen, was er als sehr unangenehm empfand.

Begleitet von seiner Ehefrau verbrachte Andreas Wolke 14 Tage in einer Reha-Klinik, die für ihn durchweg positiv und sehr hilfreich waren. Vor der Operation führte er mit seiner Frau intensive Gespräche über mögliche Behandlungswege, da ihm das Thema Sexualität wichtig war. Andreas Wolke betont, dass seine Ehefrau sehr viel Verständnis aufbringe, was er als Glück empfinde.

Durch die Prostatektomie leidet er noch heute an Inkontinenz. Das ständige Ausschauhalten nach der nächsten Toilette habe ihn anfangs beeinträchtigt. Dies sei allerdings vor allem eine „kopfgesteuerte Sache“ gewesen. Mittlerweile könne er damit ganz normal umgehen und auch wieder sein Hobby, das Fahrradfahren, ausüben.

Andreas Wolke ist von Anfang an offen mit seiner Krebserkrankung umgegangen. Gespräche mit Familie und Freunden nahm er als positiv und angstlindernd wahr – auch, wenn er die Erschütterung seines Umfeldes oftmals selbst mit den Worten: „Man kann auch mit Krebs leben“, abfangen musste. Der Austausch mit anderen Betroffenen, die Erkenntnis, dass man „kein Einzelfall“ ist, sei genauso hilfreich gewesen wie das Vertrauen in die ihn behandelnden Ärzte. Hilfestellungen, wie die Psychoonkologie oder die Sozialstation gebe es genügend, so Andreas Wolke, man müsse sie lediglich annehmen.

Rückblickend berichtet Andreas Wolke, dass die Krebserkrankung keine Veränderung in ihm hervorgerufen habe und er so leben wolle, wie vor der Operation. Er ist der Meinung, dass seine positive Lebenseinstellung und sein Wille, den „Kopf nicht in den Sand zu stecken“ ihm bei der Krankheitsbewältigung halfen. Durch den erfolgreichen Behandlungsweg konnte er gut mit der ersten Erschütterung nach der Diagnose und den damit verbundenen Ängsten umgehen und wieder in den „Alltag reinkommen“. Er wünscht sich, dass alles so bleibt, wie es ist und er dem Lebensende „gemütlich“ entgegenblicken kann.

Das Interview wurde Ende 2012 geführt.

 

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